Wheel Walk – oder nicht?

Wheel Walk oder Einbein zählen zu den ersten Tricks, die ein Freestyler lernt. Eine genauere Analyse der beiden Bewegungsmuster zeigt die Unterschiede und daraus soll sich später eine Trainingsreihenfolge ergeben, die nicht Wheel Walk parallel zu Einbein als ersten Trick anführt.

Einbein

Das funktionale Bewegungsmuster von Einbein:

  1. Der eine Fuß steht auf der Gabel (neue Position)
  2. Der andere Fuß/Bein ist alleine für den Antrieb verantwortlich

Hierfür gibt es nun mehrere Methoden, dies zu erlernen:

  1. Einbeiniges Idling an der Wand, um den Fuß auf der neuen Position, der Gabel, einzugewöhnen
  2. Aus der Fahrt ein Bein anheben, eine Umdrehung auf einem Bein fahren, und wieder draufsetzen. Stimuliert das Gehirn, sich auf den Antrieb durch das eine Bein einzustellen.
  3. Kombination aus Beidem. Aus der Fahrt das Bein auf die Gabel setzen und probieren zu fahren. Evtl. am Anfang nur ein paar Umdrehungen und wieder zurück.

Der Vorteil daran: Die Bewegung wird in seine funktionalen Einzelteile zerlegt. Die funktionalen Elemente werden einzeln gelehrt und später zusammengesetzt. Man spricht von einer funktionellen Übungsreihe.

Wheel Walk

Das funktionale Bewegungsmuster von Wheel Walk:

  1. Der komplette Fuß wird beginnend an der Fußspitze bis zur Ferse über den Reifen abgerollt.
  2. Der andere Fuß auch
  3. Beide Füße in einem gelungenen Rhythmus bewegen
  4. Leichte Rücklage im Oberkörper

Anmerkungen: Punkt 1 und 2 lassen sich durchaus zusammenfassen, aber jeder Fuß macht die Bewegung schließlich separat und bei einigen Lernenden hab ich hier schon deutliche Unterschiede gesehen. Die leichte Rücklage im Oberkörper ist sowohl ein passiver Zustand, der automatisch durch die Verkettung der Körpersegmente eingenommen wird, als auch aktiv steuerbar und vor Allem in den ersten „Gehversuchen“ bewusst eingenommen werden sollte. Rückwärtige Bewegungen fallen dem Menschen übrigens schwer und verursachen ein mulmiges Gefühl. Für diejenigen, die sich das jetzt nicht vorstellen können: Stellt euch vor, ihr sollt einen Flick-Flack oder rückwärts Salto machen :-), so ist das für jemanden, der gerade Wheel Walk lernt. Das „wackelige“ Einrad unterstützt diesen Effekt zusätzlich.
Hinzu kommt die Sturzgefahr. Fädeln sich die Füße ein und der Lernende droht zu fallen, können in einem unglücklichen Moment die Füße nicht als erstes den Boden erreichen und der Aufprall kann nicht abgefedert werden. Das wiederum führt zu psychischen Blockaden, die auch die Bewegung beeinflussen. Manche paralysieren und verstarren auch in der Bewegung und fallen dann, aber das kommt sehr selten vor.

Als Trainer obliegt mir das Sichern. Das gelingt über einen guten Helfergriff, sowohl am Ellebogengelenk/Oberarm und Handgelenk. Auch kognitiv kann ich als Trainer dem Lernenden die Möglichkeiten zur Sturzprävention aufzählen und mich als Trainer selbst als Option aufzählen.

Wheel Walk lässt sich nicht wie Einbein funktional erlernen sondern sequentiell, man setzt einen Fuß vor den anderen. Die Bewegung lässt sich also nicht in viel kleinere funktionale Elemente aufteilen, etwa im Vergleich zum Einbein, ohne dass daraus ein anderer Trick wird – die sich dann auch einzelner erlernen lassen. Daraus ergab sich mir heute die Idee zuerst Einbein, dann 1ft Wheel Walk und dann erst Wheel Walk zu lernen.

Einbein – 1ft Wheel Walk – Wheel Walk

Im Einbein fahren wird wie oben erwähnt, die Position des Fußes auf der Gabel eingewöhnt. 1ft Wheel Walk wird aber wie Wheel Walk über eine sequentielle Übungsreihe gelernt. Bei 1ft Wheel Walk wird zuerst nur ein Fuß an das Abrollen auf dem Reifen gelehrt ohne die rhythmische Koordination beider Füße. Die Füße können hier einzeln eingelehrt werden und dann erst beide zusammen. So ergibt sich ob einer sequentiell vorliegenden Übungsreihe dennoch ein funktionaler Ansatz.

Kritisch ist allerdings die Kontrolle im 1ft Wheel Walk. Denn im zurücknehmen des Fußes ist die Kontrolle des Einrades kurzzeitig nicht der direkte Kontakt, sondern die kinetische Fortbewegung des Einrades (ein kurzes Coasten). Am anderen Ende kann es zum Gliden kommen, wenn nicht genügend Druck auf den Reifen gebracht wird (Geht man davon aus, dass der Lernende Gliding erst nach Wheel Walk bzw. 1ft Wheel Walk lernt und Gliding noch eine unbekannte Bewegung ist).

Ausprobiert habe ich das noch nicht, deswegen kann ich noch nicht sagen, ob dieser Ansatz besser geeignet ist und zu schnelleren Ergebnissen führt – es wäre auch schwer zu testen. Soll aber die Diskussion anregen, mehr in dieser Art über die Tricks zu denken. Ich würde mich freuen, hier ähnliche Beiträge zu sehen, die sich kritisch mit der Materie auseinandersetzen.